10. Jahresbilanz

Von der „Mariazeller Erklärung“ 2012 über den „Forst & Jagd Dialog“ zu „Forst & Jagd – Gemeinsam aktiv!“

In der 10. Jahresbilanz geben wir einen Rückblick über die Meilensteine der letzten 10 Jahre. Der größte Meilenstein überhaupt war sicherlich der Beginn des gemeinsamen Dialoges mit der Unterfertigung der Mariazeller Erklärung im August 2012. Erstmals arbeiten österreichweit Institutionen, Verbände und Vereine Hand in Hand im Sinne des Ganzen zusammen.

Vorwort der 3 Stakeholder

  • Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
  • Landesjagdverbände
  • Landwirtschaftskammer

Das Bekenntnis zu ausgeglichenen Wald & Wildverhältnissen. Dies meint gesunde Wildtierbestände, die in ihren für sie geeigneten Lebensräumen in einer Dichte vorkommen, dass die für den jeweiligen Waldstandort geeigneten Baumarten in der notwendigen Mindestzahl ohne Zaunschutz wachsen können.

Als Manager von Waldökosystemen haben wir die Kompetenz und das erforderliche Fachwissen, die Fertigkeiten und den Willen, die Wildbestände zur Vorbeugung, vor Schäden ausreichend zu regulieren, deren Lebensräume positiv zu gestalten und in Notzeiten dem Wild auch die nötigen Hilfestellungen zu leisten.

Wir kennen aber auch unsere Grenzen. Falls wir uns überfordert sehen, sind wir bereit, professionelle Hilfe z.B. durch Berufsjäger oder forstliche Dienstleister in Anspruch zu nehmen. Wir sind im guten Kontakt mit den Nachbarn und sehen die Erfüllung der Abschussvorgaben als Ehrensache! Unsere jagdlichen bzw. forstlichen Kompetenzen verbessern wir stets durch den Austausch mit Gleichgesinnten, Fachmedien und geeignete Weiterbildungsangebote.

Wir sind bereit, bei den notwendigen Lenkungsmaßnahmen, Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit bestmöglich mitzuwirken, um Störeinflüsse durch Dritte zu minimieren. Wir wünschen uns, dass viele Jägerinnen und Jäger sowie Waldbewirtschafterinnen und Waldbewirtschafter unserem Beispiel folgen und die Mariazeller Erklärung so mit Leben erfüllen.

Die Mariazeller ERKLÄRUNG

Die Mariazeller Erklärung der Repräsentanten der Landesjagdverbände und der Forstwirtschaft in Österreich: 

Die aktuellen Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) und des Wildeinfluss-Monitorings (WEM) nehmen die Verantwortlichen zum Anlass, fachlich fundierte Diskussionen über „Wald & Wild“ bzw. besser „Forst & Jagd“ zu führen und Lösungen in die Praxis umzusetzen. Für diese Lösungen der anstehenden Probleme im Bereich der genannten Themenstellungen werden die Inhalte der vorliegenden Erklärung gemeinsam getragen und als richtungsweisend betrachtet.

Mariazeller Prinzipien

  • Jagd  ist mit Grund und Boden untrennbar verbunden – die Jagd wird im Rahmen des unverrückbaren föderalen revierbezogenen Jagdsystems ausgeübt.
  • Die Bewirtschaftungsrechte und die damit verbundene Verantwortung der Grundeigentümer sind unantastbar.
  • Wildtiere sind integraler Teil der (Wald)Ökosysteme. Wir bekennen uns vorbehaltlos zur multifunktionalen Waldwirtschaft mit ausgewogenen Lebensraumbedingungen.
  • ÖWI und WEM liefern Ergebnisse, die außer Streit stehen. Ihre Interpretation und die Vereinbarung adäquater Lösungsstrategien haben gemeinsam mit Augenmaß und Realitätsnähe auf allen Ebenen zu erfolgen. Die Wissenschaft hat hierbei und auch bei weiteren Methodenentwicklungen entsprechend Hilfestellung zu geben.
  • Die Eigenverantwortung der Jägerschaft ist unbestritten und weiter zu forcieren. Der Ausbildung und Einstellung der österreichischen Jägerinnen und Jäger im Hinblick auf die Wald-Wild-Zusammenhänge ist weiterhin höchster Stellenwert einzuräumen.
  • Notwendige jagdrechtliche Rahmenbedingungen in den Ländern sind anzustreben und bestmöglich umzusetzen.

Mariazeller Ziele

  • Die Verjüngung der am Standort typisch vorkommenden Baumarten soll grundsätzlich dem natürlichen Potential entsprechend erfolgen können.
  • Die Wildstände sollen derart gestaltet sein, dass Schutzmaßnahmen nicht die Regel, sondern die Ausnahme darstellen.
  • Weitere Verschlechterungen der Wildlebensräume und weitere Beeinträchtigungen des Wildes und seiner Lebensweise durch Dritte sind hintanzuhalten.
  • Die Regulierung der Schalenwildbestände ist die vordringliche Aufgabe der nahen Zukunft.

Forst & Jagd Dialog

Es folgten Jahre des gemeinsamen, auf sachlicher Ebene geführten, faktenbasierten Dialoges. Wissenschaftlich begleitet wurde in den drei Arbeitsgruppen des Forst & Jagd Dialoges vieles erreicht.

Meilensteine

  • ÖWI und WEM stehen außer Streit und werden gemeinsam interpretiert.
  • Homepage: www.forstjagddialog.at – Ein neu gestalteter moderner Internetauftritt des Forst & Jagd Dialoges.
  • Logo: Das modern gestaltete Logo transportiert auf sehr ansprechende Weise die Botschaft der „Mariazeller Erklärung“
  • Artikelserie mit best practice Beispielen.
  • „Verbergungskünstler Schalenwild! Unsere Bejagung muss innovativer werden!“ Seminar zum Thema mit Publikation der Fachergebnisse.
  • Forcierung Wildökologischer Raumpläne (WÖRP).
  • Dialogverfahren Jagdausübender-Grundeigentümer-Behörde wird eine besondere Rolle zugeschrieben.
  • Empfehlungen für das mit den forstlichen Zielsetzungen abgestimmte Wildmanagement auf nach Katastrophen wieder zu bewaldenden Flächen.
  • Neue und aktualisierte Empfehlungen für moderne Überwinterungskonzepte.
  • „Wald- & Jagdpädagoge/Wald- & Jagdpädagogin“: Eine neue Ausbildungsschiene verbindet Forst und Jagd.
  • Projekt „Integrales Wild- und Waldmanagement“ im Rahmen des Programms Ländliche Entwicklung initiiert.
  • Broschüren
    • Überwinterungskonzepte für Rotwild in Österreich
    • Entscheidungsgrundlage des F&J Dialoges.
    • Wildschäden vorbeugen – mit Motorsäge und Gewehr Wald und Wild im Einklang.
    • Vermeidung von Wildschäden im Wald durch Schalenwild. Empfehlungen für Jäger und Waldbesitzer.
    • OÖ F&J-Strategien im heimischen Wald für ein gutes Miteinander nach Borkenkäfer, Schneedruck und Sturm – Beispiele gelebter Praxis aus genossenschaftlichen Jagdgebieten.
    • Bundesforste-Naturraummanagement 2018: WALD,WILD UND MENSCH – Wechselwirkungen, Konflikte, neue Entwicklungen.
    • Forstlich und jagdlich abgestimmter Umgang mit Kalamitätsflächen – Management-Leitfaden.
  • Zahlreiche Fachartikel, TV- & Video-Beiträge.
  • Fachveranstaltungen
    • Verbergungskünstler Schalenwild 1 (AG 2), 21.01.– 22.01.2016 FAST Ort Gmunden.
    • Forst und Jagddialog AG 2. Verbergungskünstler Schalenwild, 21.04.2017.
  • Fachwissenschaftliche Arbeiten
    • Studie „Auswertung der jagdrechtlichen Grundlagen für die Überwinterung von Wildtieren in Österreich“; Mag. Freydis Burgstaller-Gradenegger MBA.
    • Weiterentwicklung eines Monitoringprogramms für ein integrales Wald-Wildmanagement als Beitrag zur Stärkung der Resistenz und des ökologischen Wertes des Waldes; BFW.

Forst & Jagd Gemeinsam aktiv

Vom gut und fachlich geführten Dialog geht es jetzt immer mehr zur Umsetzung. Zahlreiche best practice Beispiele in allen Bundesländern zeigen, dass die Botschaft vielerorts angekommen ist.

Um dies zu verdeutlichen, werden heuer erstmalig drei Mariazeller Preise verliehen, um zu zeigen, dass es funktionieren kann!

Mariazeller Preis - die Preisträger 2023

Eigenjagd Wallersberg – Benger, Kärnten

„Seit 30 Jahren lautet das Betriebsmotto: Gelebte Nachhaltigkeit für Wald mit Wild, enkelfitte Waldentwicklung, wirtschaftliche Eigenständigkeit mit geordneter Nachbarschaft“, hält DI Christian Benger mit Stolz fest.

Charakteristik: 650 ha (Wald ca. 550 ha, außen: Wiese 15 ha, Acker 85 ha) zwischen 450m SH und 800m SH, es dominieren Reh- und Schwarzwild. Den solitären Bergrücken prägt strukturierter Mischwald. Im Tal intensiver Ackerbau. Seit Betriebsübernahme im Jahr 2000 wurde nahezu ohne Kahlhieb gearbeitet, Ausnahme sind wenige Kalamitätsflächen. Intensive Pflege/Durchforstung mit entstandener Kraut-, Strauchschicht sowie Verjüngung kennzeichnen das Revier. Einstand und Äsung sind großflächig gleichzeitig gegeben. Unterwuchs und beginnende Verjüngung nehmen zu, womit meist nur nach Nutzungen etwas Einblick oder gar Durchblick gegeben ist. In der Regel steht man vor einem „grünen Vorhang“, der die verstärkte Bejagung vor allem früh sowie spät im Jahr, wenn kein Laub gegeben ist, zulässt. Lage: im Tannen – Buchen Optimum noch mit viel Fichte, zunehmender Douglasie, Kiefer, Lärche, Elsbeere, Schwarznuss und sonst. Laubholz. Die Saatgutanerkennung von Douglasie und Tanne bestätigen das Zukunftspotential dieser Baumarten und die Notwendigkeit aktiver jagdlicher Gestaltung.

Zwei Herausforderungen:

  • A) Schwarzwild:
    Seit 1990 massive Populationszunahme mit großen Schäden, ursprünglich nur Ansitzjagd, ab 2002 zusätzlich Stöberjagd, ab 2007 zusätzlich Böcke gebaut (Sicherheit, Ruhe, Weidgerechtigkeit). Bis 2019 lange Elektrozäune, jetzt keine Zäune mehr und     reduzierter Schaden, Einvernehmen mit Grundeigentümer im Pachtbereich bei Gestaltung und Jagdeinrichtungen. Seit kurzem zusätzlich technische Jagd, dank Wärmebild perfekt zur Geschlechtsansprache.
  • B) Rehwild:
    Die durch den Klimawandel bedingt ausfallende Fichte wird durch Douglasie sowie Tanne ersetzt. Aufforstungen ohne Schutz sind chancenlos. Der Rehwild Abschuss lag 2000 bei 3 Stück je 100 ha. Tannen Verjüngung war selbst in den Tannen
    dominierten Beständen kaum sichtbar. Wildwiesen wurden wegen fehlender Schläge angelegt. Dank Monitoring konnte belegt werden, dass die Störung durch Abschuss überschätzt wurde und binnen kurzer Zeit die Flächen wieder angenommen sind.
    Die Jagdböcke der Stöberjagden sind wichtige, ganzjährig ergänzende Jagdeinrichtungen.

Die Abschussfreigaben wurden in den letzten 10 Jahren dahingehend umgestellt, dass bei den vorwiegenden Schwerpunktansitzen alle Jäger alles im Rahmen des Abschussplanes frei haben. Der besondere Fokus – ohne Limit – liegt beim weiblichen Wild wie bei der Jugendbockklasse. Ziel Rehwild gesamt: +10 Stück je 100 ha, wir sind auf halbem Weg. Im Jahr 2023 konnte erstmals – auf unsere Initiative und in Kooperation mit einem Nachbarn – der frühzeitige Rehwildabschuss Anfang April, statt mit 1. Mai, begonnen werden. Argumente: Sichtbarkeit bzw. niedere Vegetation.

Ergebnisse:

  • A) Schwarzwild:
    Gebremste Populationsdynamik, Einvernehmen mit Grundnachbarn, seit 2019 kein Elektrozaun zum Schutz der Kulturen mehr. Vorsicht bleibt geboten!
  • B) Rehwild:
    Die Abschusszahlen konnten gesteigert werden, der frühzeitige Abschuss bewährt sich, trotzdem ist nach wie vor besonders die Douglasie technisch zu schützen. Erfreulich ist, dass die keimende Douglasie im Schutz anderer Verjüngung vereinzelt
    aufkommt. Zunehmend ist auch Tannenverjüngung feststellbar. Der Weg dürfte stimmen und motiviert die Richtung beizubehalten.

Unser Stolz:

Jagdlich engagierte Jugend und erfolgreiche Wildbret Direktvermarktung unter dem regionalen Label: „Christiane’s Wilde Schätze“.

Genossenschaftsjagd Neustift- Innermanzing, Niederösterreich

Die Genossenschaftsjagd Neustift-Innermanzing liegt im Herzen Niederösterreichs im Bezirk St. Pölten Land und umfasst eine Fläche von 1.306 ha. 36 % davon sind Waldfläche, der Rest Ackerland und Grünlandflächen. Auf rund 155 ha ruht
die Jagd.

Darstellung des Jagdgebietes

Geprägt ist die Landschaft Innermanzings von den sanften Hügeln des Flysch-Gebietes mit vielen Gräben, die periodisch bzw. ganzjährig Wasser führen. Bei den größeren Waldkomplexen handelt es sich um Mischwälder, vorwiegend aus verschiedenen Laubholzarten. Des Weiteren gibt es einige Waldränder mit vielfältigen, früchtetragenden Sträucherarten.

Zum jagdbaren Wild in der Genossenschaftsjagd zählen Rehwild, Schwarzwild, Hasen und Raubwild. Da es sich um ein Rotwild - Randgebiet handelt, kommt sporadisch auch Rotwild vor.

Organisation der Jagdgesellschaft

Das Pachtverhältnis zwischen dem Jagdausschuss und der Jagdleitung besteht aufgrund der vorbildlichen Kommunikationsbasis bereits seit 56 Jahren. Jagdausschussobmann und selbst begeisterter Waldbauer, ist Michael Kuhrn. Die Jagdleitung übernimmt seit bereits 20 Jahren Frau Judith Moser. Der Jagdausschuss besteht insgesamt aus neun Mitgliedern und die Genossenschaftsjagd weist insgesamt elf Jäger:innen auf, wobei vier davon selbst Grundbesitzer:in sind. Die Betreuung der Jagd mit einheimischen Jäger:innen ist dem Jagdausschuss sowie der Jagdleitung sehr wichtig, denn nur so kann ein stetiger Kontakt zwischen den Parteien herrschen.

Kommunikation zwischen Grundeigentum und Jagd

Mindestens einmal jährlich gibt es gemeinsame Treffen von Jagdausschuss und Jagdleitung, bei dem verschiedene Themen, wie etwa die Wildschadenssituation, besprochen werden. Der Großteil des Wildschadens entsteht auf landwirtschaftlicher
Fläche durch Schwarzwild. Verbiss- oder Fegeschäden durch Rehwild auf forstlichen Flächen werden als mittelmäßig bis gering eingestuft. Die schwerpunktmäßige Bejagung auf vorgelichteten Flächen und der frühzeitige Abschussbeginn ermöglichen die natürliche Verjüngung der Zielbaumarten.

Die sehr gute Gesprächsbasis zwischen Grundeigentum und Jagd hinsichtlich der Wildschäden, der Erneuerung von Reviereinrichtungen sowie der Durchführung von gemeinsamen Projekten, lässt die Genossenschaftsjagd Neustift-Innermanzing als Vorzeigebeispiel hinsichtlich des Forst - Jagd-Dialoges hervorgehen.

Gemeinsame Projekte und Öffentlichkeitsarbeit

Bereits vor über 30 Jahren wurden Maßnahmen hinsichtlich der Lebensraumverbesserung des Wildes getroffen. Hierbei wurden standortstaugliche Obstbäume und Sträucher gepflanzt, die zum Großteil erhalten sind. Auch in den letzten Jahren hat die Genossenschaftsjagd an den Wildökoland-Aktionen des Landesjagdverbandes teilgenommen und Projekte, wie Auspflanzungen von Sträuchern, Bäumen und Wildobstarten sowie die Pflege und Erhaltung von Waldrändern umgesetzt. Die Förderung von Verbissgehölzen sowie die Begrünung von Rückewegen und Forststraßen sind für Grundeigentum und Jagd selbstverständliche Tätigkeiten zur Lebensraumverbesserung. Mit jährlichen Hubertusfeiern, Waldbegehungen oder regelmäßigen Jägerstammtischen wird auch der breiten Öffentlichkeit die Materie hinsichtlich land- und forstwirtschaftlicher Bewirtschaftung sowie die Notwendigkeit zur Ausübung der Jagd vermittelt.

ÖBf-Jagdgebiet Kaiserberg West in Tirol

„Jagd ist für mich ein einmaliges Naturerlebnis und seit rund 45 Jahren meine Leidenschaft. Gleichzeitig sehe ich es als meine Verantwortung, in meinem Pachtrevier einen Beitrag zu einem gesunden Gleichgewicht von Wald und Wild zu leisten.“ – So die Überzeugung des ÖBf-Jagdpächters Thomas Sappl.

Der Gastwirt und Hotelier aus Kufstein erlebte schon im Kindesalter durch seinen Vater, der als Förster arbeitete, wie untrennbar die Themen Wald, Wild und Jagd miteinander verknüpft sind. Nachdem er seinen Vater viele Jahre auf die Jagd begleitet hatte, übernahm er 1987 das ÖBf-Jagdrevier Kaiserberg West von ihm und ist dort seitdem Pächter.

Die Eigenjagd Kaiserberg West befindet sich in der Nähe von Kitzbühel an der Südseite des Wilden Kaisers und zeichnet sich durch ihre Vielfalt aus: einerseits die alpine Landschaft des schroffen Wilden Kaisers, andererseits vorgelagerte sanfte Hügel und Mischwälder sowie wertvolle Moorlandschaften und auch kleinflächig genutzte landwirtschaftliche Flächen. Dementsprechend reichen die Höhenlagen von 900 m bis hin zu 2.250 m. Auf den Flächen kommt Reh-, Gams- und Rotwild, aber auch Auer- und Birkwild sowie Murmeltiere vor. Insgesamt 710 ha umfasst das gepachtete Gebiet, wovon 430 ha Waldgebiete sind. Davon sind knapp die Hälfte – rund 200 ha – Schutzwaldgebiete, wie es für das Gebirgsland Tirol mit seinen zahlreichen Hangund Steillagen typisch ist.

Ein Großteil der Waldflächen zeigt anschaulich, dass sich Thomas Sappl hier gemeinsam mit den Bundesforsten auf dem Weg zu einem zukunftsfitten Wald befindet. Es handelt sich vielerorts um Mischwald, mit einer großen Vielfalt an Baumarten in unterschiedlichen Altersklassen und Schichtungen. Neben der Hauptbaumart Fichte kommen auch Tanne, Buche, Lärche und Ahorn vor. Größere gleichförmige Flächen sind kaum zu finden, dafür viele unterschiedliche Waldorte. Auffallend sind die zahlreichen Naturverjüngungsflächen, wobei besonders die gute Tannenverjüngung hervorzuheben ist. Daran hat Thomas Sappl einen wichtigen Anteil: Der passionierte Jäger sieht das Ökosystem Wald als Ganzes und stellt durch eine konsequente Bejagung sowie ergänzende Schutzmaßnahmen sicher, dass sich die am Standort typischen Baumarten auf natürliche Weise von selbst verjüngen können, denn dies ist ein zentraler Baustein für den Waldumbau hin zu klimafitten Wäldern. Im Mischwaldgebiet wird vor allem Rehwild intensiv bejagt, um den Entmischungsverbiss zu reduzieren. Im Schutzwald liegt der Fokus auf der Bejagung von Gamswild, um die natürlichen Waldgesellschaften, die im Altholz noch vorhanden sind, auch für die Zukunft zu sichern. Die Verwertung des Wildbrets erfolgt regional und nachhaltig – im eigenen Hotel und Restaurant von Thomas Sappl in Kufstein. Die Zusammenarbeit zwischen den Bundesforsten und Pächter Thomas Sappl ist partnerschaftlich und hat sich seit Jahrzehnten bewährt. Jährlich wird der Wildstand im Revier erhoben, Erfahrungen gemeinsam besprochen und davon ausgehend die zukünftige Planung erstellt. So gelingt es, vorausschauend zu handeln und gezielt die notwendigen Maßnahmen zu setzen. Darüber hinaus wird der Grundsatz von Wald und Wild im Einklang nicht nur nach innen gelebt, sondern auch nach außen vermittelt: Thomas Sappls Lebensgefährtin Sabine Gwirl ist ebenfalls Jägerin und bringt Volksschülern bereits seit fast 20 Jahren im Rahmen des Projekts „Jäger in der Schule“ Wissen über Wild, Wald, Natur und die Aufgaben der Jagd näher.

Am Beispiel Kaiserberg West wird deutlich: Für einen klimafitten Wald der Zukunft, der seine zahlreichen Funktionen auch für die zukünftigen Generationen erfüllen kann, braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen Forst und Jagd. Denn ein ökologisches Gleichgewicht von Wald und Wild ist die Basis für eine erfolgreiche waldbauliche Arbeit. Ein intensiver Austausch zwischen den Beteiligten hilft, das gegenseitige Verständnis zu stärken und Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir den Wald angesichts der Klimakrise aktiv erhalten müssen – und dies gelingt am besten gemeinsam.

Ausblick auf gemeinsame Aufgaben der Zukunft

Folgende Punkte müssen im gemeinsamen Dialog und in der gemeinsamen Umsetzung unbedingt im Auge behalten werden.

  • Klimafitter Wald
  • Gemeinsames praktikables Wildeinflussmonitoring etablieren
  • Naturraummanagement
  • Naturraum Wald für Menschen und Wildtiere schützen
  • Artenvielfalt erhalten
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Herausforderung große Beutegreifer, usw.
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