8. Jahresbilanz
Die Coronapandemie hat im Jahr 2020 die Welt verändert. Die mehrfachen Notwendigkeiten für einen Lockdown stellten auch den Forst & Jagd Dialog vor größere Herausforderungen. Trotz der Probleme physische Treffen abzuhalten, ist es gelungen, dass die Arbeitsgruppen auch in dieser bewegten Krisenzeit hervorragende Arbeit geleistet haben, die wir nun 2021 in dieser 8. Jahresbilanz vorstellen.
Jagd ist systemrelevant!
Während des Kriseneinsatzes in Zeiten der Coronapandemie hat der Gesetzgeber klar festgelegt, dass trotz der allgemeinen Schließungsmaßnahmen bestimmte Tätigkeiten weiter aufrecht zu erhalten waren, die für die Gesellschaft und für die Aufrechterhaltung der Systemfunktionen von besonderer Bedeutung sind. Die Ausübung der Jagd dient vor allem dem Schutz von land- und forstwirtschaftlichen Kulturen, zur Vermeidung von Wildschäden, der Tierseuchenprävention und der Gewinnung regionaler Lebensmittel.
Auch im Einsatz bei der Versorgung von Verkehrsfallwild handelt die Jagd im öffentlichen Interesse. Herausforderungen durch coronabedingte Übernutzung der Waldökosysteme und Wildlebensräume durch zahlreiche Freizeitnutzungen und Erholungssuchende!
Insbesondere in der Nähe von Ballungsgebieten, aber auch in den vielen touristisch höchst attraktiven Landschaften Österreichs sind regional insbesondere im Zusammenhang mit der Coronapandemie „Hotspots“ durch stark erhöhte Besuchszahlen entstanden. Dadurch kommt es nicht nur zur erhöhten Beunruhigung der Wildtiere und Überlastungen der natürlichen Ökosysteme, sondern auch zu wesentlichen Erschwernissen bei der notwendigen Regulierung der Wildbestände. Die Proponentinnen und Proponenten des Forst & Jagd Dialogs befürworten daher alle Initiativen, die sich mit praxisorientierten Problemlösungen auseinandersetzten. Die Lenkung von Besuchern und Besucherinnen, Bewusstseinsbildung, Öffentlichkeitsarbeit, die Planung und Ausweisung von Wildruhezonen, alle diese Maßnahmen - am besten in guter Absprache mit alpinen Verbänden und Freizeitnutzergruppen - werden ausdrücklich begrüßt, mit unserer Fachexpertise auch sehr gerne begleitet und bei ihrer Umsetzung mitgetragen.
Neuer wichtiger forstpolitischer Impuls durch den Waldfonds stärkt auch die Intentionen des Forst & Jagd Dialogs!
Mit dem ab 1. Februar 2021 in Umsetzung befindlichen Waldfonds (www.waldfonds.at) wurden sehr wichtige Weichenstellungen, insbesondere zur Wiederherstellung von Wald nach Katastrophen und zur Verbesserung der Klimafitness unserer Wälder, getroffen.
Dieses in der II. Republik größte Investitionsvorhaben zur Unterstützung der nachhaltigen Waldwirtschaft ermöglicht nun auch die Förderung von Maßnahmen gegen Wildschäden im konkret abgegrenzten Rahmen. Zur Umsetzung können gelangen: mechanischer Einzelschutz, Kontrollzäune, Zäunungen von Naturverjüngungskernen, Schussschneisen, jagdbetriebliche Konzepte und deren Umsetzung.
Wichtige Impulse in der jagdlichen Berufsausbildung!
Mit der geplanten Novellierung des land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildungsgesetzes soll die Liste der Berufe um Berufsjäger/Berufsjägerinnen erweitert werden. Damit wird eine wichtige, schon seit mehreren Jahren vorbereitete Weichenstellung erfolgen. In Kooperation von Jagd Österreich mit dem Österreichischen Landarbeiterkammertag und dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus konnte mit den Verbänden für Berufsjäger und Berufsjägerinnen ein Berufsbild beschlossen werden, das die umfassende Kompetenz dieses Berufes aufzeigt. Um künftig eine Lehre für Berufsjäger und Berufsjägerinnen antreten zu können, sind folgende Voraussetzungen erforderlich:
- Körperliche und geistige Eignung
- Gültige Jagdkarte
- Abgeschlossene Ausbildung zum Waldaufseher/ zur Waldaufseherin oder zum Forstwart/ zur Forstwartin
Aufgrund der aus dem Berufsbild erforderlichen Vorkenntnisse im forstlichen Bereich, waren wir bemüht, uns für ein mögliches Finanzierungskonzept für berufliche Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen einzusetzen.
Um den Besuch der Forstfachschule für Berufsjägeranwärter und -anwärterinnen zu ermöglichen, wird es künftig eine finanzielle Unterstützung im Rahmen des Fachkräftestipendiums geben.
Derzeit werden die Lehrplaninhalte für die Lehrlingsausbildung vorbereitet und die möglichen Befugnisse nach den jeweiligen Landesjagdgesetzen diskutiert.
„Wald- & Jagdpädagoge/Wald- & Jagdpädagogin“: Eine neue Ausbildungsschiene verbindet Forst und Jagd!
Mit dem neu geschaffenen Zertifikatslehrgang des Bundes für „Wald- & Jagdpädagogen und -pädagoginnen“ ist eine sehr Erfolg versprechende Weiterbildungsmöglichkeit mit einem wichtigen Brückenschlag zwischen jagd- und forstwirtschaftlichen Interessen geschaffen worden. Dafür wurden vom Verein „Waldpädagogik in Österreich“, von Jagd Österreich und dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus die nötigen Vorarbeiten geleistet.
Mit dem neuen Ausbildungsgang wird sichergestellt, dass in der Wissensvermittlung für Kinder, Jugendliche und sonstige Interessierte Jagdthemen ideologiefrei behandelt und die Zusammenhänge zwischen Wildtieren und deren Lebensraum Wald mit einer gesamthaften Sicht aufgezeigt werden können. Voraussetzung für den Einstieg in diese Ausbildungsschiene ist eine abgeschlossene Waldpädagogikausbildung und eine gültige Jagdkarte. Die Kurse werden an den forstlichen Ausbildungsstätten bereits angeboten, die Nachfrage ist groß.
Strenge schneereiche Winter: Neue und aktualisierte Empfehlungen für moderne Überwinterungskonzepte!
Für den Erhalt an den jeweiligen Wildlebensraum angepasster Rotwildbestände und für die möglichst schadensfreie Überwinterung bestehen verschiedene Möglichkeiten. Diese werden nun auf Fachebene systematisch im Rahmen des Forst & Jagd Dialogs aufgearbeitet. Je nach Situation kann die Überwinterung ohne Fütterung, mit freien Fütterungen und durch Wintergatterung optimiert werden. Bei extremer Witterung kann die „Notfütterung“ auch in Gebieten erforderlich sein, in denen sonst üblicherweise nicht gefüttert wird. Als besonders wichtiges Themenfeld wurde die wildökologische Raumplanung identifiziert, die je nach Bundesland sich unterschiedlicher Zugangsweisen bedient und Umsetzungsfortschritte zeigt. Wir werden in unserem weiteren Dialog den rechtlichen Rahmen und den IST-Stand dokumentieren, sowie Empfehlungen für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung gemeinsam erarbeiten und aussprechen.
www.forstjagddialog.at: Ein neu gestalteter moderner Internetauftritt des Forst & Jagd Dialogs!
Durch unser Wirken sind zahlreiche Informationsbroschüren, Fachartikel, Beratungsunterlagen und Leitfäden für den Vollzug der relevanten Gesetze geschaffen worden, die es in dieser kompakten Form und den gemeinsamen Sichtweisen von Jagd und Forst so noch nicht gegeben hat. Auch zeigen unsere bisherigen Jahresbilanzen den Fortschritt in unserem Bemühen zur Sicherung und Wiederherstellung ausgeglichener Wald & Wildverhältnisse, deren Erreichung wir als wichtigstes Ziel in der Mariazeller Erklärung festgeschrieben haben.
Wir haben uns nun entschlossen, den öffentlichen Auftritt des Forst & Jagd Dialogs durch die Neugestaltung der Homepage www.forstjagddialog.at noch weiter zu verbessern. Um die Motivation auf allen Ebenen noch weiter zu steigern, freut es uns, dass berühmte Persönlichkeiten gewonnen werden konnten, die unsere Bemühungen würdigen und mit Überzeugung bewerben.